Kurierjob

Promis als Fahrradkuriere

Zur Umsetzung der Anti-Corona-Strategie setzte der Kanton Zürich im Sommer 2021 auf Massentests in Firmen, Schulen, … Damit die Tests rasch in die Laboratorien zur Auswertung kamen, setzte der Kanton auf die bewährte Logistik der Velokurierfirmen. So stand der Veloblitz in Zürich buchstäblich über Nacht vor der Herausforderung, einige neue Stellen schaffen und besetzen zu können. Ehemalige Mitarbeitende konnten wieder zur Mitarbeit gewonnen werden, aber auch einige „neue Gesichter“ fanden eine zeitlich befristete Anstellung als Fahrradkurier in Zürich. Zu letzteren gehörte auch der ehemalige Radweltmeister Franco Marvulli. Marvulli ist sicherlich der bekannteste Schweizer, der in jüngster Zeit als Velokurier tätig war. Er ist aber längst nicht die einzige bekannte Persönlichkeit, welche diese faszinierende Tätigkeit ausübte oder nach wie vor ausübt.

Bis 2006 fuhr die Zürcherin Yvonne Müller erfolgreich in der Weltspitze als Profi-Snowboarderin. In ihrer Disziplin Snowboardercross belegte sie immer wieder Podestplätze sowohl in Weltcuprennen als auch in Titelkämpfen, unter anderem gewann sie eine Silbermedaille an den X-Games. Während der Sommermonate und über ihr Karriereende hinaus war sie als Velokurierin für Veloblitz in Zürich unterwegs. Auch an Alleycats & an Kuriermeisterschaften glänzte sie mit Spitzenplätzen.

Aktuell treten für die Kurierzentrale Basel die beiden Kantonsparlamentarier Jérome Thiriet (Grüne) und Etienne Winter (SP) in die Pedale. Jérome ist seit einigen Jahren nicht mehr hauptsächlich als Kurier unterwegs, sondern leitet die Geschicke der Kurierzentrale als CEO; seit 2018 sitzt er im Grossrat von Basel-Stadt. Ende März 2019 nahm Etienne Einsitz im Landrat von Basel-Landschaft, womit die Basler Kurierfirma gleich zwei aktive Mitarbeiter in Kantonsparlamenten hat. Nach über 17 Jahren im Kantonsrat trat hingegen nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen 2019 an der langjährige Veloblitzmitarbeiter Roland Munz (SP) in Zürich; auch er ist nach wie vor als Kurier unterwegs, nachdem er die Genossenschaft Veloblitz 2001 – 2007 präsidierte.

Nicht bloss lokale Prominenz haben weitere Persönlichkeiten, welche früher ebenfalls als Velokuriere anzutreffen waren: Marky Ramone, das letzte überlebende Mitglied der Rockband Ramones, GZA vom Wu-Tang Clan, die Schauspielerin Jennifer Aniston, Schauspieler Malcom McDowell oder der Schriftsteller Henry Miller gehörten ebenfalls zur Messfamily. Henry Miller verarbeitete seine Erlebnisse als Fahrradkuriere in seiner ersten Novelle 1922 unter dem Titel „Clipped Wings“. Vor allem in Bern wird die Tradition schreibender Velokuriere weiter gepflegt: Urs Mannhart veröffentlichte u.a. 2008 die „Kuriernovelle oder Der heimlich noch zu überbringende Schlüsselbund der Antonia Settembrini“ und vom Berner Velokurier Flurin Jecker kann man immer wieder in der Tageszeitung „Der Bund“ lesen.

Zuger Journalistin im Kuriereinsatz

Zentralplus.ch Screenshot

„Der Himmel ist grau, die Luft kalt, ich freu mich, draussen zu sein. Noch. “ So beschreibt Valeria Wieser den Start zu ihrer Schicht im Einsatz beim Velokurier Zug. Die Journalistin des Onlinemagazines Zentralplus.ch wagt den Selbstversuch, sich im Velokuriereinsatz zu bewähren. Wie es ihr dabei ergangen ist, beschreibt sie unter dem Titel „Wo bleibt mein verdammtes Endorphin?“. Ein lesenswerter Artikel, der gefunden werden kann unter folgendem Link:
http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/5516379/….htm

 

Geschichte Schweizer Velokuriere

Schon vor hundert Jahren gab es in der Schweiz Auslieferungen per Velo. Erste reine Fahrradbotendienste waren etwa die „Blauen Radler“ in Zürich. In der Nachkriegszeit kamen Autos und Motorräder immer mehr auf. Motorfahrzeuge galten als Fortschrittlich und verdrängten auch die letzten Fahrradboten von den Strassen. Erst als in den 80er-Jahren das Umweltbewusstsein grösser und die Verkehrsüberlastungen zu gross wurden, erlebten Velokuriere ein Comeback.

1988 – 1989

In Luzern startet 1988 der erste moderne Velokurierdienst der Schweiz. In Bern, in Zürich und in Thun gründeten Einzelne ohne Kenntnis voneinander ebenfalls Velokurierbetriebe.

1990

Gründung des Verbandes der Schweizer Velokuriere VSV.

Die fünf bestehenden Velokurierunternehmen in Basel, Bern, Luzern, Thun und Zürich schliessen sich für das Projekt „Velokurier Städte-Service“ lose zusammen um Kuriersendungen zwischen diesen Städten spedieren zu können.

1992

Mit Gründung des „Traffic Jam“ in Zürich gibt es erstmals in der selben Schweizer Stadt zwei Velokurierfirmen. Kurz darauf bietet auch die KurierAG in Zürich Kurierdienste per Fahrrad an, womit sich nun schon drei Anbieter den lokalen Markt teilen. Alle neun zu diesem Zeitpunkt aktiven Kurierfirmen erwirtschaften zusammen einen Jahresumsatz von rund 1.8 Mio. Franken.

1996

Unter der Bezeichnung „Velo-City“ bietet ein Netzwerk aus schon elf Velokurier-Städten ein vernetztes Angebot an um das geografische Einzugsgebiet der Fahrradkuriere immer weiter auszudehnen. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Mitarbeitende der angeschlossenen Velokurierfirmen Sendungen selbständig in Züge ein- und ausladen.

1999

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Die siebten Fahrradkurier-Weltmeisterschaften finden in der Schweiz, in Zürich, statt. Die Organisation oblag zu grossen Teilen in den Händen von erfahrenen Mitarbeitenden des Veloblitz und des Flash. Konkurrenz bedeutet in der Velokurierbranche schon immer mehr freundschaftliche Belebung des Marktes als Verdrängungskampf.

Das bisherige Netzwerk „Velo-City“ hat bereits über 30 Partnerbetriebe und bekommt mit Swissconnect ein neues, gemeinsames Dach.

2013

In der Schweiz existieren 20 Velokurier-Firmen, wobei neben Zürich (vier Firmen) nur noch in Basel (zwei) und in Genf (zwei) mehr wie eine Fahrradkurierunternehmung in der selben Stadt domiziliert ist. Grösste Schweizer Velokurierfirma mit 80 Festangestellten ist die Genossenschaft Veloblitz in Zürich. Um Sendungen in der ganzen Schweiz und nach dem Ausland spedieren zu können sind die meisten Velokurierfirmen an der gemeinsamen Logistik-Tochterfirma Swissconnect mit Sitz in Luzern beteiligt.

Zum zweiten mal nach 1999 finden Kurier-Weltmeisterschaften in der Schweiz statt, diesmal in Lausanne, der Heimat einiger der erfolgreichsten Meisterschaftsteilnehmenden der Geschichte.

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Das Kurier-Velo

bike1DAS Kuriervelo gibt es nicht.
Fahrradkuriere lieben ihre Räder, weshalb sie diese genau so gestalten, wie es ihrem individuellen Stil entspricht und wie es ihnen ganz persönlich am angenehmsten ist, um den Arbeitsalltag darauf zu verbringen.

Rennvelo
Das klassische Rennrad war und ist hoch im Kurs.

Fixie
Das Fixie ist ein Fahrrad mit nur einem starren – also fixen – Gang (daher der Name). Im Unterschied zu Single-Speed-Bikes hat ein Fixie eine Starrlaufnabe, die bewirkt dass man beim rückwärtspedalen auch rückwärts fährt. Üblicherweise basieren Fixies auf Bahnrennrädern (siehe www.rennbahn-oerlikon.ch), die im Kurierbetrieb statt mit Collies mit Pneus und mit Bremsen ausgestattet sind. Auf Grund des Strassenverkehrsgesetzes in der Schweiz montieren Kuriere zunehmend auch Hinterbremsen; wenn man sich auch fragen muss, was an einem blockierten Hinterrad – ein Fixie bremst man ab, indem man weniger rasch oder gar nicht mehr kurbelt, was das Hinterrad dann eben blockiert – denn noch abgebremst werden kann…
Ein Fixie ist superleicht, hat kaum Verschleissteile und es können damit spassige Dinge wie Rückwärtsfahren, Skidden, usw. gemacht werden. Dafür gibt es an den Kuriermeisterschaften auch extra Fixie-Wettbewerbe.

Kurier-Bike
Kurier-Bikes basieren auf einem meistens ungefederten Mountainbike-Rahmen, werden dabei mit Rennveloübersetzungen betrieben und haben schmale, profillose Strassenpneus. Meist werden die geraden Lenker dieser Bikes auf schmale Dimensionen zugesägt, so dass das Rad auch zwischen den engsten Fahrzeugkolonnen hindurch passt.

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Lastenvelo
(Cargo bike) Diese Art der Fahrräder findet vor allem in den grösseren Zentren zunehmend Verbreitung. Mit Lastenvelos können auch grosse und sperrige Güter spediert werden in einem Umfeld wo Autos entweder gar nicht vorfahren können/dürfen oder nicht innert nützlicher Frist vor Ort sein können. Zudem eignen sich Cargobikes besonders gut für grössere Verteiltouren.

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Arbeit als Kurier

Hinweis: fahrradkurier.ch beschäftigt keine Velokurier*innen! Bewerbungen richte man daher bitte an Kurierfirmen gemäss Liste unter „Einen Kurier bestellen„.

Jede Velokurierfirma hat etwas andere Anstellungsbedingungen. Wir raten jedoch dazu, die Kurierarbeit nur bei einer Kurierfirma aufzunehmen, welche ihre Mitarbeitenden als Angestellte fest einstellt. Leider drängen zunehmend Anbieter auf den Markt, die glauben, Fahrerinnen und Fahrer als vordergründig selbständige Subunternehmer beschäftigen zu müssen. Bei solchen Firmen werden zwar vordergründig teilweise auf den ersten Blick durchaus akzeptable Honorare ausbezahlt, der Fahrer / die Fahrerin muss daraus aber selber für alle nötigen Versicherungen aufkommen, Sozialabgaben begleichen und Vorsorge betreiben, so dass ihnen letztendlich kaum mehr etwas vom Lohn verbleibt. Bei den Kurierfirmen die wir oben unter „Einen Kurier Bestellen“ gelistet haben kann bedenkenlos eine Anstellung gesucht werden – und diese darf man auch mit gutem Gewissen für Kurierdienstleistungen buchen.

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Der Job an sich ist fast überall der gleiche. Verkürzt gesagt: Man fährt mit seinem Velo zur Absendeadresse einer Kuriersendung, nimmt letztere dort in Empfang und bringt sie per Velo zur Empfangsperson, die deren Erhalt quittiert. Etwas mehr ins Detail geht beispielsweise der Stellenbeschrieb wie er auf Websites von Kurierfirmen zu finden ist. Ein solcher sieht etwa so aus:

Kurierinnen und Kuriere sind schnell und zuverlässig.

Hirnlose Tempobolzer können wir keine brauchen, dafür Leute, die sich in der Stadt gut zurecht finden und selbständig agieren können. Gute Zeugnisse, Diplome oder ein blendendes radsportliches Palmarès sagen wenig aus über die Fähigkeit, ein guter Velokurier zu sein. Im Kurieralltag zählen Ausdauer, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und ein freundliches Auftreten.

Wir stellen nur Leute ein, die mindestens 18 Jahre alt sind, problemlos Mundart verstehen und sich für mindestens ein halbes Jahr und drei Schichten pro Woche verpflichten können. Bewerberinnen und Bewerber verfügen über ein kuriertaugliches Velo (Rennrad oder MTB) und können sich damit sicher im Stadtverkehr bewegen.

Aufgabenbereich

Spontanaufträge:
Aufträge treffen fortlaufend in der Telefonzentrale ein. Der Disponent verteilt sie an die in der Stadt verstreuten Fahrer. Du erhältst per Funk die nötigen Angaben: Wo abholen, wem bringen, wer die Quittung bekommt usw. Deine Aufgabe als Kurier besteht darin, die erhaltenen Aufträge so schnell und so sicher wie möglich zu erledigen.
Diese an sich simple Aufgabe hat durchaus ihre Tücken: Verständigungsschwierigkeiten am Funk, Adressen/Büros/Personen finden, Verkehrschaos, Wetter, Motivationsprobleme bei schlechter Auftragslage, etc. Die hohe Kunst des Kurierjobs besteht darin, verschiedene Aufträge gleichzeitig so zu kombinieren, dass alle möglichst schnell erledigt werden.

Daueraufträge:
Dies sind Aufträge, ähnlich jenen welche Du per Funk von der Disposition bekommst (Spontanaufträge), mit dem Unterschied, dass sie immer wieder zu regelmässig festgelegten Zeiten gefahren werden müssen. Sie sind daher auf der Liste der Daueraufträge im Detail beschrieben, so dass die am Funk lediglich der Codename des Dauerauftrages mitgeteilt wird und Du entweder den Auftrag auswendig kennst oder auf der Liste nachschlägst. Oft haben Daueraufträge mehrere Stationen, statt wie bei Spontanaufträgen üblich nur eine Absende- und eine Empfangsdestination.

Touren:
Du bist während Stunden, oder gar eine ganze Schicht über, exklusiv für eine einzelne Kundschaft unterwegs und erledigst Fahrten nach deren Vorgaben.

Bezahlung

Die Arbeit auf der Strasse ist nicht immer ein Vergnügen und das Geld muss hart verdient werden; der Lohn ist vom Umsatz abhängig und darum starken Schwankungen ausgesetzt. Bei der Anstellung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kurierfirma ihre Mitarbeitenden bei den Sozial- und anderen nötigen Vversicherungen anmeldet und die Kosten dafür trägt.

Velokurier-Ausrüstung

Seriöse Kurierunternehmungen stellen ihre Fahrerinnen und Fahrer fest an und geben ihnen die Möglichkeit zu aureichend Einsätzen, um einen fairen, existenzsichernden Lohn zu erzielen. Die Mitarbeitenden sind dann nicht nur über die Firma versichert, es kann so auch sicher gestellt werden, dass die nötigen Abgaben an die Sozialversicherungen und die berufliche Vorsorge geleistet werden. Darüber hinaus stellen die Kurierfirmen auch einen Grossteil der nötigen Ausrüstung zur Berufsausübung. Leider drängen zunehmend sich vordergründig innovativ gebende Firmen auf den Markt, die zu Dumpingpreisen Kurierfahrten vermitteln, aber sich weder um faire Löhne noch die (Sozial-)Versicherungen ihrer Fahrer*innen kümmern – solche Anbieter sind tunlichst zu vermeiden, sowohl als Kunde als auch als Fahrerin.

Fahrräder müssen und wollen fast alle Kurierfahrer*innen selber mitbringen. Dies darum, weil ihre Sicherheit zu grossen Teilen von intaktem Velo-Material abhängt. Und nur das eigene Velo kann man wirklich beurteilen auf seinen Zustand. Zum Zweiten haben alle Berufsradfahrenden ihre persönlichen Vorlieben, was ihren fahrbaren Untersatz betrifft. Gleiches trifft auf den Helm zu, den die meisten Kurierdienste zu tragen ihren Mitarbeitenden mitlerweile vorschreiben – hier werden oft jedoch Helme zu Vorzugskonditionen oder sogar gratis abgegeben.

Eine typische Kurier-Ausrüstung präsentiert sich wie folgt:

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Velokurier bestellen

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